Innovationsprojekt „Digitale Labore – kompetent für Resilienz gegen Hass im Netz und Desinformation“

Seit Januar 2025 konzipieren und realisieren wir mit einer Förderung im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und im Berliner Landesprogramm Demokratie. Vielfalt. Respekt. Das Landesprogramm gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung.
Ausgangslage
Neben dem großen emanzipatorischen Potential von Digitalisierung, Internet und Social Media erleben wir auch weiterhin einen massiven Anstieg von Hass im Netz und Desinformation, damit einhergehende Radikalisierung und Polarisierung bis hin zum Rückzug von demokratisch und emanzipatorisch engagierten Akteur:innen – auch in Jugend-, Pop-, Sub- und Clubkulturen. Gleichzeitig sind Aufmerksamkeitsspannen kürzer geworden und es mangelt an Zeit und Kompetenz im Umgang mit aktiver Mediengestaltung. Ein reflektierter Umgang mit Algorithmen und KI und deren Verknüpfung mit politischer und kultureller Bildung sowie neue Räumen der Wissensvermittlung fehlen bzw. sind bisher kaum vorhanden. Engagierte einflussreiche Menschen in Jugendszenen sind von Shitstorms, Trolling, Doxing und Hassreden on- und offline betroffen. Viele emanzipatorisch engagierte Menschen beendeten bereits ihr Engagement im digitalen Raum. Ihre Umgebungen und jugendliche Follower reagieren darauf überwiegend mit Schweigen, Unsicherheit und Überforderung, reaktionäre Strömungen in Jugendkulturen und überhaupt rechte junge Akteur:innen werden stärker. „Digitale Labore“ fokussiert diese hoch problematischen Entwicklungen:
- Es gibt weiterhin Handlungsbedarf in Hinblick auf Sensibilisierung, Schulung, Stärkung von Resilienz, Schutz und Austausch von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihren analogen und digitalen Sozialräumen, in Jugendkulturen/szenen, für Initiativen, emanzipatorische Kollektive, Clubs und Jugendzentren.
- Viele Lehrkräfte, Jugendhilfe und Multiplikator:innen sind in ihrer Arbeit und Unterstützung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hinsichtlich deren Internet- und Social-Media-Affinitäten und Meinungsbildungsprozessen überfordert. Der Bedarf an neuen Formaten der Wissensvermittlung und eigener Anwendung von Tools zur Stärkung der eigenen Medienkompetenz und Resilienz im Umgang mit Hass im Netz und Desinformation ist aber gerade im Kontext von Digitalisierung, Krisen, Pandemie und Kriegen weiter angestiegen.
- Die Thematisierung und Bearbeitung von Phänomenen wie Online-Misogynie/Antifeminismus/Sexismus, Antisemitismus und Rassismus sowie die Diffamierung und Anfeindung von emanzipatorisch engagierten Gruppen und sozialen Bewegungen, aber auch deren interne Polarisierungen, erfordern gerade hinsichtlich veränderter Rezeptions- und Interaktionsformen die weitere Entwicklung und Zusammenführung zielgruppenspezifischer Formate und Tools on- und offline sowie praxis- und lebensweltnahe Vermittlungssettings - orientiert vor allem an den Wahrnehmungen, Interessen und Herausforderungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Zielgruppen
Die Hauptzielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene soll mit pädagogischen Langzeitprogrammen in Berln, NRW und Sachsen erreicht werden, in welchem sie ein Schuljahr lang über mehrere Monate über aufeinander aufbauende Module, in welchen sie, vermittelt über geschulte Tandems oder Tridems (Bildner:innen aus der politischen, kulturellen, medienpädagogischen, KI- und IT-Bildung) gemeinsam an einem Medienfeet/Online-Plattform/Blog arbeiten und sich darin laufend mit einem Schwerpunktthema (Nahost-Konflikt, Misogynie, Angriffe auf engagierte Akteure/Initiativen) kritisch auseinandersetzen und ihren Content laufend repräsentieren. Ein anderer Teil der Hauptzielgruppe setzt sich in kurzzeitpädagogischen Angeboten wie Rap, Video, Fotografie Comic, Animationen in Workshops mit kreativen Ansätzen mit Hass im Netz und Desinformation auseinander. Ergebnisse aus diesen WS können ggf. ebenfalls in den Feed eingespeist werden.
Weitere Zielgruppen sind pädagogische Fachkräfte, Multiplikator:innen und Polizei sowie emanzipatorisch engagierte Menschen und Initiativen. Sie sollen über ein- oder mehrtägige Schulungen erreicht werden, in denen themenspezifisch zu Hass im Netz und zu Desinformation insbesondere hinsichtlich jugendkultureller Kontexte und u.a. themenfokussiert auf den 7. Oktober und die Folgen sowie weitere GMF-Phänomene mit Tandems/Tridems (politische, kulturelle, medienpädagogische, KI/IT-Bildner:innen) Wissen und Handlungsoptionen reflektiert und erweitert werden. Mehrmals jährlich bieten wir zudem Schulungen mit unserem Social Media Research Archive SOMERA an, in welchen Lehrkräfte, Studierende und weitere Multiplikator:innen in Grundlagen von Monitoring, Archivierung und Vermittlung von Social-Media-Inhalten im Kontext und Jugend-, Pop-, Sub- und Clubkulturen geschult werden. Engagierte Akteur:innen aus Szenen und Initiativen sollen in Barcamps und Online-Sprechstunden miteinander in Austausch und Vernetzung gebracht werden. Die Vermittlung von Ansätzen und Methoden sind auch hier zentral. Über aufsuchende Bildungsangebote in Bibliotheken sollen ebenfalls Projektansätze und -inhalte niedrigschwellig vermittelt werden.
Mehr Informationen zum Projekt und seinen Angeboten werden wir bald auf unsrer Website https://stand-up-participate.de und den begleitenden Social-Media-Kanälen zur Verfügung stellen. Nachfragen gerne an contact@stand-up-participate.de oder direkt an das Projektteam:
Projektleitung: Gabriele Rohmann, gabi.rohmann@jugendkulturen.de
Koordination Angebote für Jugendliche: Elisabeth Schweizer, elisabeth.schweizer@jugendkulturen.de
Koordination Angebote für Lehrkräfte und Multiplikator:innen: Farina Wäcker, farina.waecker@jugendkulturen.de